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Gartenfan in Stolzenhagen: TV-Star pflanzt Kartoffeln

Schauspieler
Falk-Willy Wild
Website:www.falkwillywild.com
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TV-Star dank Opa Willy

Stand: Mai 2021

Er ist Kommissar, schmachtender Liebhaber, attraktiver Tollpatsch bei „Unser Charly“, und das alles wegen „Opa Willy“!

Im Wandlitzer Ortsteil Stolzenhagen geht es für den prominenten Schauspieler aber um erdverbundene Aufgaben: Kartoffeln und Sanddorn.
Falk-Willy Wild ist einem Millionenpublikum aus Kultserien wie „Unser Charly“ mit dem in Wandlitz ansässigen Schauspieler Ralf Lindermann bekannt, wo er die Rolle des Markus Bredow spielte. Er war ebenso im Ostsee-Pendant „Hallo Robbie!“ zu sehen.

Bert Brecht und Stolzenhagen
Mit der Telenovela „Rote Rosen“ wurde er in der Rolle des Clemens Winter zum Publikumsliebling. Insgesamt gehört er zu den vielbeschäftigten Schauspielern. Seit 2002 verbringt er gerne viel Zeit in seinem Wochenendhaus in Stolzenhagen. Damit tritt er in große Fußstapfen: „Ich bin hier Nachfolger von Corinna Woitek. Diese war die Sekretärin von Ekkehard Schall. Der war ein bekannter Schauspieler und Regisseur am Berliner Ensemble. Er war Ehemann von Barbara Brecht-Schall, die das Erbe ihres Vaters Bertolt Brecht verwaltete“, zeigt Falk-Willy Wild auf, wie das große Theater unbemerkt Spuren in Wandlitz zog.

Tabus brechen
Genau wie Bertolt Brecht möchte Falk-Willy Wild „normale Menschen“ mit seinen Rollen ansprechen. „Ich habe kürzlich in ‚Notruf Hafenkante‘ einen jungen Mann gespielt, der mit einer 20 Jahre älteren Frau liiert war. Umgekehrt gilt das als schick, so herum ist es immer noch ein Tabu. Das muss aber mal in die Diskussion kommen. So etwas bringe ich gerne durch meine Rollen zur Sprache.“

Opa Willy
Und das passiert alles wegen Opa Willy Wild. Dieser hat den kleinen Falk nämlich so geprägt, dass er schließlich Schauspieler werden wollte.
Der heutige Serienstar ist 1967 in Dresden geboren, aber erst in Reichenbach und dann in Zwickau aufgewachsen. Sein Opa, der zwei Weltkriege erleben musste, beeindruckte ihn überaus. „Er wollte Schauspieler werden, was er nie geschafft hat. Dabei hat er die Klassiker wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller oder Heinrich Heine auswendig gekonnt. Bei unseren Spaziergängen im Wald hat er sie ausdrucksvoll rezitiert. Das hat mich damals ebenso gewundert wie fasziniert. Er hatte viele Bildbände mit Reiseberichten aus den unterschiedlichsten Gegenden der Welt. Daraus erzählte er total fesselnd. Erst später bekam ich zu meinem großen Erstaunen mit, dass er niemals in diesen Ländern gewesen ist. Aber er hat ein Feuer der Fantasie in mir entfacht, das mich nicht mehr losließ. Ich glaube, er wusste, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hat und wollte mir daher noch schnell alles weitergeben.“

Schaufenster der DDR
Bereits mit 14 Jahren war Falk-Willy Wild in einer Schauspielgruppe, kam in eine Fördergruppe. 1988 schaffte er den Wechsel nach Ostberlin, das sich gerne als „Schaufenster der DDR“ bezeichnete. „Ich erinnere mich an die Diskussionen mit Künstlern in Wohnungen in Prenzlauer Berg, auf einer Bastmatte sitzend, mit einer Flasche Rotwein. Wir gingen oft in den ‚Oderkahn‘. Das war eine Gaststätte in der Oderberger Straße, die Treffpunkt von Journalisten und Künstlern war.“

Wegen Willy gehänselt
Natürlich klopfte er bei der renommierten „Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch“ an. Leider kam die Armeezeit dazwischen. Danach meldete er sich aus einer Intuition heraus in der „Filiale“ in Rostock. „Ich liebe die Ostsee“, schwärmt er noch heute. „Ich wurde auf Anhieb an der Schauspielschule in Rostock aufgenommen. Bei unserer ersten öffentlichen Aufführung sollten wir angeben, welcher Name auf dem Programmzettel erscheint. Ich dachte an Opa Willy und übernahm dessen Vornamen. So konnten wir beide in den Beruf starten. Das brachte mir zwar viel Neckerei von den Kommilitonen ein, aber es war richtig.“

Durchbruch mit Babystrich
Der so neubenannte nunmehrige Falk-Willy Wild trat als frischgebackener Bühnenschauspieler im Schauspielhaus Schwerin, am Volkstheater Rostock und am Theater Stralsund auf.
Schließlich ging es wieder in den Wunschort Berlin.
Hier war er am „Renaissance-Theater“, am „Hebbel-Theater“ und schließlich sogar am „Berliner Ensemble“ zu sehen. Damals hatte sich Schauspiel- und Regiestar Ekkehard Schall allerdings gerade aus Frustration über die Wende zurückgezogen.
Der große Durchbruch kam, als 1994 das Fernsehen Wild entdeckte. Ausgerechnet Herrmann Zschoche wollte ihn für den Langfilm „Natalie – Endstation Babystrich“ gleich in der Hauptrolle des jungen Zuhälters Nico Habich besetzen.
Zschoche war mit seinem Jugendfilm „Sieben Sommersprossen“ in der DDR ein Kassenschlager geglückt. Die freizügigen Jugendszenen würden heute kaum mehr denkbar sein.

Applaus als Lebenselixier
„Ich habe ‚Natalie‘ kürzlich nochmals angesehen und bin echt baff, wie ich damals als unerfahrener Schauspieler einfach frech drauf los agiert habe“, staunt Falk-Willy Wild heute über sich selbst.
Er gibt gerne zu, dass ihm momentan das Theater abgeht. „Film ist klasse, aber ein Schauspieler braucht den Applaus. Das ist viel mehr als Einschaltquoten“, gibt er zu.

Niemals einsam
Dabei ist der erstaunlicherweise alleinstehende TV-Star ansonsten niemals einsam. „Zu einer anhaltenden Beziehung kam es bisher nicht, weil ich ja ständig zu den Drehorten unterwegs bin. Ich habe aber gelernt, niemals einsam zu sein. Ich bin gerne für mich selbst, gehe mit mir in Ausstellungen, in Restaurants oder erkunde neue Städte“, verblüfft er.
So hat ihn an seiner Entspannungsresidenz im Wald von Stolzenhagen die Lage an einem freien Feld besonders fasziniert.
„Während ich früher auf Sonne wartete, freue ich mich heute über Regen. Ich baue Gemüse selbst an, sogar Kartoffeln. Hier gilt die Faustregel: Nach 100 Tagen in die Erde und nach weiteren 100 Tagen ernten“, schmunzelt er. „Hier draußen kann ich außerdem am besten Texte lernen und mich auf Rollen vorbereiten. Da stört niemand, stattdessen genieße ich im Hintergrund Vogelgezwitscher, das Blätterrauschen und freue mich über den jahreszeitlichen Wandel der Natur“, beweist Falk-Willy Wild, dass ihn Wildnis ebenso fasziniert wie manches Wilde im Leben, das er in seinen Rollen überzeugend darstellt.

Erstellt: 2021